bloggen mit 300 Baud – das Weblog von Andreas Bischoff
Welchen Diensten und Anbietern kann man heute noch trauen? Das fragen sich verunsicherte Nutzer von Datendiensten zurecht im Angesicht der immer neuen Enthüllungen in der NSA-Affäre bzw. im PRISM-Datenschutzskandal.
Wer schützt unsere Privatsphäre? Kann der Bürger der Bundesregierung in dieser Hinsicht noch vertrauen? Ist die Bundesrepublik Deutschland in dieser Hinsicht noch ein souveräner Staat? In der aktuellen Disskussion will keiner der Verantwortlichen in der Regierung etwas von den massiven Grundrechtsverletzungen gewußt haben. Offensichtlich ist auch das parlamentarische Kontrollgremium für die Kontrolle der Nachrichtendienste nicht informiert worden, so dass es keinerlei demokratische Legitimation für eine Zusammenarbeit deutscher Behörden mit dem PRISM-Programm der NSA gibt.
Ist die politische Führung unseres Landes ahnungslos gewesen, oder wird der massive Verstoß gegen Grundrechte billigend in Kauf genommen?
Da in beiden Fällen nicht darauf zu hoffen ist, dass der Staat den Bürgern bei der Wahrung ihrer Grundrechte auf Privatsphäre und informationeller Selbstbestimmung schützt, muss wohl der einzelne Nutzer selber für seine Privatsphäre sorgen.
Auf campact.de werden derzeit Unterschriften für die Gewährung von Asyl in Deutschland für Snowden gesammelt
Während Experten schon lange vermutet haben, dass Dinge, die technisch möglich sind, von Geheimdiensten auch getan werden (Echelon, mögliche Verbindungen von Facebook zu Geheimdiensten, the guardian 2008), sind viele begeisterte Nutzer von Web2.0-Diensten nun in Sorge um ihre Privatsphäre. Das Ausmaß des PRISM-Skandals ist erschreckend, da offensichtlich viele Anbieter von Diensten und Betriebssytemen betroffen sind. Die komplette Aufzeichnung jeglicher digitaler Kommunikation (auch aller Telefonate) hat Orwellsche Züge angenommen.
Es gibt aber für alle Dienste Alternativen. Etwas Informationsbeschaffung und ein wenig Verzicht auf Bequemlichkeit hilft die Privatsphäre zu stärken und den Datenschutz zu gewährleisten. Unter prism-break.org werden derzeit datenschutzkonforme Alternativen zu vielen Diensten gesammelt und vorgeschlagen.
Was kann ich für meine Privatsphäre im Netz tun?
Einen Dienst, den wir alle benutzen und den es schon viel länger gibt als das Web, ist E-Mail. Auch bei Konfiguration von POP3 und SMTP über SSL bzw. TLS-Verschüsselung, kann nicht von einer sicheren Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ausgegangen werden. Auf den Mailbox-Servern Ihres Providers sind ihre Mails immer unverschlüsselt gespeichert. In Deutschland ansässige Provider, wie GMX und Web.de, sind sicherlich viel vertrauenswürdiger, als beispielsweise Google Gmail. Das aktuell propagierte DE-Mail als verbindliche Kommunikation zwischen Ämtern und Bürgern realisiert aber keine sichere Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, was Experten seit langer Zeit kritisieren.
Update: Und hier noch ein Link zu einem Video auf Youtube, dass die Problematik sehr schön erklärt. Danke an S. dafür